Sonntag, 11. Juni 2017

2.1.4 Material - Was braucht man? What do we need?

Wenn Du ein altes Tasteninstrument wieder flott machen willst, brauchst Du verschiedene Arten von Filz. Es gibt die unterschiedlichsten Qualitäten. Vom allerfeinsten und trotzdem enorm widerstandsfähigen Kasimirfilz bis hin zu billigen Zierfilzen. Jede Filzart hat seine typischen Einsatzgebiete. Glücklicherweise kann man auf Youtube vielen Meistern bei Reparaturarbeiten zuschauen und dabei durchaus etwas lernen. 

Bei meinem Schiedmayer-Restaurationsprojekt hatte ich nur wenig Anschauungsmaterial und musste oft spekulieren, welche Filzart wohl ursprünglich verwendet wurde. Ein Mikrometer ist zum Ausmessen der alten Filze sehr hilfreich, denn an vielen Stellen waren noch unbeschädigte Filze vorhanden, die ich als Vorbild nehmen konnte. 

Eine allgemein gute Material-Bezugsquelle für Laien  - wie mich - ist das B2C-Portal von Meyne http://b2c.meyne.com.  Ich habe dort schon oft bestellt. Lieferungen waren immer (!) innerhalb von 24 Stunden geliefert. Viele andere Klavierbauerbedarf-Shops versenden nicht an Privatpersonen. Das liegt sicher nicht an deren Handwerker-Ethos, sondern bestimmt daran, dass sie den Aufwand der unterschiedlichen Versteuerung bei der Belieferung von Endkunden und Firmen scheuen. Und vielleicht auch wegen der gestärkten Verbraucherschutzrechte für Endkunden im Onlinehandel.

Fig. Übersicht über die wichtigsten Filzarten und einige Werkzeuge: Cuttermesser, gerade Schere, gebogene Schere, Locheisen, Mikrometer zum Ausmessen der Dicke alter Filze und natürlich Fischleim (mein Lieblingsklebstoff).
Diese bebilderte Materialliste ist natürlich nicht vollständig. Chemikalien wie z.B. Aceton zum Entfetten verharzter Rückholfedern, Messingreiniger für Klangplattengewichte und Abschlussmuttern, Orangenreiniger für die Tastatur,
Teflonpulver für bestimmte Gleitlager und Druckluftspray habe ich hier glatt unterschlagen. 
Fig. 61 Druckscheiben für die Tastaturvorderstifte
Fig.  Kasimir-Scheiben (12x1,5 mm Waagbalkenscheiben; Meyne #75221). 61 Stück für die Waagbalkenstifte + 122 als Schutz unterhalb der Klanplattenverschraubung + 61 Stück zur Polsterung an den Rückholfederschrauben.
Außerdem eine 140 cm Rolle mit Garnierungsstreifen (9 mm x 1,5; Meyne #731612) für die zu ersetzende Garnierung
der Zug- und Schubstangenbefestigung und für die Garnierung der Rückholfeder-Ösen, damit nichts quietscht. 
Fig. Zwei 85 cm lange Streifen mit grünem Fängerfilz (6 x 30 mm; Meyne #71162). Hieraus werden die Klangplattenauflagerungen mit dreieckigem Querschnitt hergestellt.




Fig. Reste meiner großen 20 Meter-Rolle mit rotem Wollfilz in 20 x 1,5 mm für die Unterfilze der Dämpfer, damit man den Dämpferfilz nicht direkt auf dem Holz verklebt. Und als oberste Schicht der neuen Dämpferanhebungsleisten. Links darunter 120 cm Prallleistenfilz (20 x 3 mm; Meyne #70033). Damit werden die Rückseiten derjenigen Hämmer bezogen, die bei starker Bewegung an die Resonanzkästen prallen könnten. Der gleiche Filz war bereits vorher auf den Hämmern aufgeleimt. Rechts unten sind noch 120 mm Zierleistenfilz zu sehen. Für die Garnierung des Austritts der Tasten unter der oberen Frontplatte. Dies verhindert ein bisschen das Eindringen von Staub. Ist vor allem aber ein Zier-Filz 
Fig. 1,5 Meter Silikonkautschukschlauch Außendurchmesser 4 mm, Innendurchmesser 2,5 mm. Und 2,5 Meter Schrumpfschlauch Außendurchmesser 2,5 mm für die beiden Hülsen der Klangplattenbefestigung. Mit dem Schrumpfschlauch können auch die äußeren Enden der Dämpferschubstangen garniert werden. Das schon die Garnierung der Dämpferlöcher, denn die Schubstangen haben vorne ein leicht rauhes Gewinde.  Darunter noch 60 cm weißer Drapstoff  (2,5 x 30 mm; Meyne  #7227) zum Ausstanzen von Unterlegscheiben für die Regulierschrauben (Puppen) an den Dämpferschubstangen. Außerdem 2 Meter weißer Unversalfilz  ca. 60 x 3 mm der Firma Sonor. Er dient experimentell der Schalldämpfung in der Nähe der Klaviatur.
Fig.  Zwei 720 mm lange Streifen Dämpferfilz (8 x 40 mm) für die Neubefilzung der Dämpfer. Durch die schöne Schichtung lassen sich daraus fast beliebig flache Dämpfer formen. 

Fig. Messinggewebe ca. 1500 x 450 mm mit 2 mm Maschenweite. für die Schallfenster im Gehäuse. 

Fig. 180 mm lange Transportgriffe aus Metall. Sie nehmen die Form der seitlichen Celesta-Kontur auf. Ich finde, man darf durchaus moderne Elemente an einem alten Instrument verwenden. Hier steht die Funktion im Vordergrund.  Bezugsquelle:  mayerundschulze@hotmail.ce (Modell ETALP-GR-AL-180, Manufakturarbeit).
Fig. Neue, lenkbare Schwerlast-Transportrollen mit Bremsen. Die Größe der Grundplatte beträgt 75 x 55 mm. Die Beschaffenheit der Räder ist für Teppich und Parkett geeignet. Die angegebene Tragfähigkeit  liegt bei > 400 kg.  Damit sollten wenigsten die Rollen auch härtere Transporte überstehen. Die Bodenplatte des Instruments wird an den Verschraubungen verstärkt, um Brüche zu vermeiden 

Fig. Kleinteile. Zum Beispiel Ausgleichsscheiben aus Papier und Pappe in 22 mm und 12 mm zur Unterlegung der Vorderdruckscheiben und Kasimirscheiben (Waagbalkenscheiben). Gumminippel zum Testen der Klangplatten.



Fig. Eine Lochzange für die Innenlöcher von selbst gestanzten Regulierscheiben. Die Nieten waren bei der Lochzange dabei und warten auf eine sinnvolle Verwendung. 

Fig. Contura natur. Mein Lieblingsfischleim. Darüber werde ich garantiert mal einen Post verfassen. 
Bezugsquelle z.B. http://moebelwerkstatt-shop.de

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