Im Grunde genommen ist die Mechanik einer Celesta sehr einfach. Durch Drücken einer Taste wird der dazu gehörige Hammer in Richtung der Klangplatten bewegt. Seitlich der Hammernase ist eine Schubstange befestigt. Durch die Bewegung des Hammernase wird die Schubstange ein Stück vorwärts gegen die Befestigung des dazu gehörigen Dämpfers gedrückt. Dies hebt die Dämpferplatte mit dem Dämpferfilz von der Klangplatte an und lässt den Klang solange ungedämpft weiter schwingen, bis die Taste wieder wieder frei gegeben wird.
Die Dämpferplatte besitzt einen gebogenen Dorn. Wenn das Dämpferaufhebungspedal (Sustain) getreten wird, drückt eine befilzte Holzleiste gegen den Dämpferdorn und hebt die Dämpferplatten mit den Dämpferfilzen ebenfalls von den Klangplatten ab. Richtige Regulation vorausgesetzt, lassen sich durch das Pedal die Dämpfer aller Klangplatten gleichzeitig anheben; wie beim Klavier.
Alle Dämpferfilze meines Restaurationsobjekts waren platt und zum größten Teil zerfasert. Durch den Verlust an Dämpferfilzmaterial - in Kombination mit den abgeplatteten bzw. zerstörten Plattenunterfilzen - war der Abstand zwischen Dämpferfilz und Klangplatte fast überall viel zu groß. An den meisten Klangplatten bestand daher keine effektive Dämpfungswirkung mehr.
Bei drei Dämpferplatten zeigte das Holz, in dem der Dämpferdorn eingeschraubt wurde, eine minimale, in Faserrichtung verlaufende Farbveränderung. Ich hatte die Sorge, dass genau entlang dieser Farbveränderung ohne zusätzliche Stabilisierung ein Riss entstehen könnte. Schließlich ist ein Dämpferdorn eine Art von Hebel. Damit die Hebelwirkung der Dämpferdornen das Holz auch in Zukunft nicht zerstört, habe ich an den drei gefährdeten Dämpferplatten ein befiltzes Alumiumblech aufgeklemmt. Im Video ist dies gut erkennbar Damit ist die Gefahr eines Schadens nun gebannt. Das Alublech kann einfach wieder heruntergeschoben werden, falls dies einmal nötig wird.
Womit anfangen?
Demontage und Montage der Mechanikteile zeigt wechselseitige Abhängigkeiten. Zuerst müssen die Klangplatten korrekt montiert sein. Alle in exakt 6 mm über der Oberkante der Resonatoren. Dies ist leicht, weil die erneuerten Unterfilze eine klar definierte Höhe haben. Ohne die neu zu befilzenden und genau ausgerichteten Dämpferanhebleisten kann man die Einzeldämpfer nicht montieren und regulieren. Und ohne regulierte Dämpfer lässt sich die Ansteuerung der Einzeldämpfer durch die Schubstangen an den Hämmern nicht einstellen. Ich entschied mich darum, die Dämpferanhebeleisten und das Pedal als erstes in Ordnung zu bringen. Damit hatte ich anschließend eine gute Grundlage, um die notwendige Höhe der Dämpferfilze abzuschätzen. In anderer Reihenfolge wäre die Montage der Platten und Hämmer vielleicht einfacher gewesen, aber ohne sofortige Testmöglichkeit der korrekten Regulation.
Die Dämpferabehebeleisten, also die befilzten Holzleisten, mit denen alle Dämpfer beim Treten des Pedals gleichzeitig abgehoben werden können, mussten ebenfalls erneuert werden. Da einige Dämpferdornen schon tiefe Rillen durch den dicken Filz der Dämpferabehebeleisten gedrückt hatten,
bin ich bei der Erneuerung vom Original abgewichen. Die Dämpferabehebeleisten haben eine leicht abschraubbare, zwei Millimeter starke zusätzliche Holzleiste erhalten, die mit feinen 2 mm Wollfilz beklebt wurde. Hierdurch konnte ich die Originalsubstanz der Dämpferabehebeleisten komplett erhalten.
Die originalen Dämpferfilze waren etwas dünner (~5 mm) und billiger (ohne Unterfilz) ausgeführt, als meine Lösung (8 mm + 1 mm rotem Unterfilz). Erstaunlicherweise passte dies auf Anhieb perfekt. Durch die Federung der Dämpferplatten wird der insgesamt 9 mm hohe Dämpfer mit guter Wirkung auf die Klangplatten gepresst.
Die originalen Dämpferfilze waren etwas dünner (~5 mm) und billiger (ohne Unterfilz) ausgeführt, als meine Lösung (8 mm + 1 mm rotem Unterfilz). Erstaunlicherweise passte dies auf Anhieb perfekt. Durch die Federung der Dämpferplatten wird der insgesamt 9 mm hohe Dämpfer mit guter Wirkung auf die Klangplatten gepresst.
Dämpfer neu befilzen
Die Neubefilzung war eine reine Fleißarbeit. bis auf die höchsten vier Klangelemente sind alle Platten dämpfbar. Es mussten also 57 Dämpfer entfilzt, gereinigt und entrost werden, bevor die neuen Filze aufgeleimt werden konnten. Die Garnierung der Schubstangenlöcher war gut erhalten. Nur die Filzscheiben, zwischen der Schubstangen-Regulierpuppe und der Dämpferbefestigung mussten ersetzt werden.
Fig. alte Dämpfer und Reinigungspinsel, Flachfeilen und Schleifpapier. Roter Wollunterfilz, Diskantdämpferfilz in Streifen, Cuttermesser, Lineal und Leim. |
Fig. Leimauftrag vorbereiten. Das Holz ist staubfrei. Unterfilz und Leimpinsel warten schon. |
Fig. Gleichmäßig dünner Leimauftrag. |
Fig. Dämpfer beim Verleimen
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Fig. Der Unterfilz muss erst einmal trocken und wird anschließen vorsichtig beschnitten
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Fig. Danach wurde der Diskantfilz zugeschnitten und aufgeleimt. |
Fig. fertiger Dämpfer (Mitte links). Weiter links daneben ein fertiges Element mit Hammer. Rechts eine Klangplatte. Noch ohne Dämpfer |
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